„Gott ist gut“ – Kompositionen der Hoffnung im Gedenken an die Shoah

Wenn man der allgemeinen Berichterstattung über Israel folgt, könnte man zu dem Schluss kommen, dass das Land nur aus Soldaten, Terroranschlägen und dem ewigen Konflikt mit den Palästinensern besteht. Doch jeder, der vor Ort ist, kann sich selbst davon überzeugen, dass das von der Wahrheit weit entfernt ist.

Die israelische Kultur ist vielfältig, reich und wunderschön – so wie die Menschen, die sie prägen. Neulich durfte ich an einem wirklich besonderen Konzert teilhaben, ein Konzert zu Ehren der Juden von Monastir-Bitola, welche im Holocaust getötet wurden. Israel hat eine reiche Erinnerungskultur und es geschieht häufig, dass ein öffentliches Ereignis dem Andenken an eine geliebte Person oder auch einer größeren Gruppe von Menschen gewidmet ist.

Hoffnung und Licht im Angesicht des Schrecklichen

Efrat-Rachel Gerlich, ausgebildete Musikerin und Komponistin, möchte mit ihren außergewöhnlich kreativen und gleichzeitig wunderschönen Kompositionen Freude und Leben bringen, Hoffnung und Licht. Sie möchte mit ihrer Musik ausdrücken, dass im Angesicht dessen, was die menschliche Natur an Schrecklichem hervorbringen kann, „Gott dennoch gut ist, und treu“, und dass er „vom Tode auferwecken kann, so wie den Staat Israel“ – damit meint sie, dass das Land nach 2000 Jahren wieder dem jüdischen Volk gehört, wie sie später erklärt.

Besonders Überlebenden des Holocausts möchte sie durch ihre Musik Freude bringen, das ist ihre Vision. Doch auch andere Gefühle kommen in ihren Stücken zum Ausdruck – so erklangen im ersten Teil des Konzertes vor allem Lieder, welche die Schrecken jener Zeit verarbeiten.

Yael Unna sprach im Anschluss daran über Erlebnisse und Erfahrungen der „zweiten Generation“, Kindern von Überlebenden des Holocausts, und über jüdische Immigranten aus Mazedonien. Abgeschlossen wurde der erste Teil des Abends dann mit einem meisterhaften, 17-minütigen Fantasia Concertante, geschrieben von Efrat und gespielt von dem Jerusalemer Straßenorchester.

Im zweiten Teil des Konzerts kamen dann vor allem leichte und unterhaltsame Stücke zum Erklingen, von verschiedensten Künstlern wie zum Beispiel Ido Shirom, welcher ein wunderbares Klaviersolo vortrug. Zwei mazedonische Volklieder, arrangiert von Efrat Gerlich, wurden von ihr mit dem Akkordeon begleitet. Ganz am Ende bildete Mozarts „Kleine Nachtmusik“ den Höhepunkt dieses besonderen Abends.

Musik auf die Straße bringen

Nach dem Konzert konnte ich ein kurzes Gespräch mit Asher erhaschen, welche ich Mitte 20 schätze. Sie spielte eines der zwei Cellos des Jerusalemer Straßenorchesters, welches unter anderem am Ende des Konzertes – als Sahnehäubchen sozusagen – Mozarts „kleine Nachtmusik“ vortrug, und zwar auf hervorragendste Weise. In meinen Ohren klang es besser als jede professionelle Aufnahme: Lebendiger, ursprünglicher, nicht so technisch.

Sie erzählte mir, dass die Vision des Orchesters ist, Musik auf die Straße zu bringen. Sie haben schon in Zoos gespielt, in Parks und auf öffentlichen Plätzen: „Klassische Musik sollte nicht nur in Konzerthallen gespielt werden“, meint sie – und da kann ich ihr nur Recht geben.

 

Titelbild: Efrat-Rachel Gerlich dirigiert das Halleluhu Vocal Ensemble

 

Mediathek:

Interview

mit Efrat-Rachel Gerlich über ihre Kompositionen und den Konzertabend zu Ehren der Juden von Monastir-Bitola, welche dem Holocaust zum Opfer fielen:

Videos

Mitschnitte aus dem Konzert

Audio

Ausschnitte aus den Musikstücken

Galerie

Eindrücke des Abends

Efrat-Rachel Gerlich conducts the Halleluhu Vocal Ensemble
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Damaris (BA in Medienkommunikation sowie MA im Fach Israelstudien) lebt momentan in Jerusalem und schreibt als freie Journalistin.